Die Karosserie
Im Gegensatz zur sehr
robusten Mechanik ist die Karosserie schon anfälliger, und zwar – wie
sollte es anders sein – in puncto Rost. Die Schwachpunkte der meisten
modernen selbsttragenden Karosserien finden sich selbstverständlich auch
beim P4. Man sollte Schweller, hintere Radläufe und Endspitzen vor dem Kauf
genau prüfen. Auch an den hinteren, unteren Ecken der vorderen Kotflügel,
die leider verschweißt sind, nagt der Rost. Ebenfalls sollte man sich im
Motorraum die hinteren, oberen Ecken unter den Dreiecksverstärkungen, sowie
die Kante des Luftleitkastens anschauen. Gefährdet ist auch die untere
Spritzwand, die vordere Bodengruppe, hier vor allem der Übergang von der
Spritzwand zum Bodenblech, und der Querträger an den Vordersitzen, der
sowohl an der Unterseite als auch an der Oberseite durchrostet. Im
Innenraum sollte man die Naht rings um die Spritzwand genau untersuchen.
Hier findet sich oft an den Radhäusern und der oberen Naht zum Luftkasten
Rost. Von hier aus läuft dann auch gerne Wasser in den Innenraum. Außerdem
sind die seitlichen Luftkästen gefährdet, die bei der zweiten Serie zwar
noch vorhanden, aber leider nicht mehr zugänglich sind. Unterhalb des Wagens
sollte man auch die beiden Längsträger nicht vergessen, die meist zusammen
mit der Bodengruppe verrotten. Noch weiter hinten ist der Innenschweller
unterhalb der Rücksitzbank rostempfindlich. Noch zwei weitere Punkte gibt
es, die Endstücke der Schweller im hinteren Radkasten, sowie die
Stoßdämpferbefestigungen im Kofferraum. Dabei sollte man auch die
Dichtungsmasse zwischen der Seitenwand und dem Kofferraum bzw. dem Radhaus
überprüfen. Löst sie sich, nagt mit Sicherheit Rost in den Radläufen und in
den Endstücken.
Lass’ Dich von der Vielzahl der möglichen Rostnester nicht abschrecken,
denn es ist ja nicht gesagt, dass der untersuchte Wagen wirklich an allen
Ecken und Enden rostet. Sollte er es trotzdem tun, muss man nicht
verzweifeln, denn mit ein bisschen Zeit lässt sich durchaus ein guter,
erschwinglicher Wagen finden.
Komplettrestaurationen kosten schnell mehr als der Wagen
hinterher wert ist, darum sollte ein kühler Rechner lieber etwas länger
suchen, wer sich aber an eine Restauration wagt findet beim P4
beherrschbare Technik vor und die Ersatzteilpreise liegen noch auf
erfreulich niedrigen Niveau. Allerdings mit steigender Tendenz.
Die Mechanik
Obwohl der V4-Motor sehr robust ist, hat auch er einige
typische Schwachstellen. Dies sind zunächst die als Stirnräder bezeichneten
Kunststoffzahnräder zum Antrieb der Nocken- und Ausgleichswelle. Diese
wurde benötigt, da der V4-Motor einen schlechten Massenausgleich hat und
deshalb von Natur aus etwas rau läuft. Schäden an der Ausgleichswelle und
an den Stirnrädern lassen sich leicht durch ratternde Geräusche im Leerlauf
entlarven. Die Stirnräder halten meist 70.000 bis 100.000 km, ihr Ersatz
ist nicht ganz billig.
Ölwolken aus dem Auspuff beim Anlassen und beim
Hochschalten haben meist in altersschwachen Ölabstreifringen an
Ventilschäften und Kolben ihre Ursache.
Eine weitere Schwäche aller Ford Motoren ist die
mangelhafte Abdichtung der Benzinpumpe. Ölverlust an der Benzinpumpe zieht
sich wie ein roter Faden durch die TÜV-Berichte aller Ford-Modelle – bis
zum heutigen Tage.
Ansonsten sind die V4-Motoren im Alltagsbetrieb robust
und problemlos. Ob der Motor original ist erkennt man an der Motornummer,
die mit der Fahrgestellnummer identisch sein muß. Sie ist in Fahrtrichtung
links vorne im Block eingeschlagen.
Des weiteren sollte man auf die Gelenkwellen des
Vorderradantriebs achten. Die Staubmanschetten könne reißen und
eindringender Schmutz zerstört die Gelenke, wenn der Vorbesitzer die
Manschetten nicht rechtzeitig wechselt. Die Kreuzgelenke müssen alle 10.000
km geschmiert werden, was häufig vergessen wird. Verschleiß macht sich
durch knackende Gelenke bemerkbar, wenn man mit ganz eingeschlagenen
Vorderrädern anfährt.
Zusätzlich ist auf den Zustand des Kühlers zu achten, da
manche P4 an heißen Sommertagen, etwas hitzeempfindlich sind.
An der simplen Hinterachse sind kaum
Störungen zu erwarten, lediglich die Gummis der Blattfedern können im laufe
der Jahre verspröden, und undichte Bremsanlagen zu Rost führen. Bei der
Überprüfung des Fahrwerks richtet man sein Hauptaugenmerk deshalb auf
Vorderachse und Lenkung. Alle Gummiteile sollten sich in einem ordentlichen
Zustand befinden und kein Spiel aufweisen. Bei Baujahren bis Mitte `64 mit
am Getriebe angebrachten Querlenkern sollte man dies besonders genau
prüfen.
Die Kugelumlauf-Lenkung des P4 darf in der
Mittelstellung höchstens vier
Fingerbreit Spiel haben.
Die vorderen Scheibenbremsen, die seit Mitte `64 verbaut
wurden, sind relativ problemlos; bei den Trommelbremsen sollte man auf
gleichmäßige Bremswirkung und Dichtheit achten, neue vordere
Radbremszylinder sind kaum noch zu bekommen, und wenn dann sehr teuer.
Die Rücklichter des P4 werfen gelegentlich Probleme auf,
da jedes Rücklicht nur eine Zweifadenlampe besitzt, wobei der eine Faden
als Rücklicht und der andere abwechselnd als Brems- und Blinklicht dient.
Dank schwacher 6V-Anlage und defektem bzw. ausgeleierten Blinkerschaltern
sind Blinksignale manchmal kaum zu erkennen, besonders, wenn zusätzlich
auch noch das Licht eingeschaltet ist. Außerdem verliert die Blinkanlage
häufig Spannung am Zündschloß.
Dies sind jedoch nebensächliche Probleme, und wenn die
Mechanik ansonsten einen gepflegten Eindruck macht, braucht niemand vor dem
Kauf zurückzuschrecken.
Der Innenraum
Im Innenraum sind natürlich die Sitze
das größte Problem. Während klebrig heraus bröselnder Schaumstoff mit etwas
Geschick leicht selber zu erneuern ist, sind verschlissene Bezüge kaum mehr
zu ersetzen. Hier gehört schon eine gehörige Portion Glück dazu Ersatz zu
Beschaffen. Wenn die Sitzverstellung nicht mehr funktioniert, sind meist
nur gerissene Seilzüge der Grund.
Der Blinkerhebel und die Rostnester sind bereits erwähnt
worden, da bei feucht gewordenen Autos aber häufig die komplette Dämmung
fehlt, sollte man beim Blick unter den Teppich und unter das Armaturenbrett
gleich darauf achten ob sie noch vorhanden ist. Einige Spezialisten haben auch
das Abdeckblech zum Getriebe, das bei einigen P4 zum Kupplungswechsel ohne
Getriebeausbau vorhanden ist, nachgerüstet. Wenn hier nicht sauber
gearbeitet wurde sind eindringendes Wasser und Rost die Folge.
Außerdem sollte man noch einen kritischen Blick auf alle
Fensterdichtungen werfen, auch hier ist nur schwer an original Ersatz zu
kommen.
Die Ersatzteile
Die meisten Teile für den
12m P4 sind noch bei den einschlägigen Händlern und auf Teilemärkten zu
bekommen. Selten sind mittlerweile Kotflügel vorn, Blinkerhebel, hintere
Stoßstangen, vordere Radbremszylinder (Duplex) und Bremsschläuche sowie
sämtliche Gummidichtungen und Schläuche. Einige Teile sind aber inzwischen
als Nachfertigungen zu haben. Motorteile bekommt man oft noch ganz normal
über das Ford Händlernetz. Öl und Luftfilter, Kontakte, Verteilerfinger und
Deckel sowie Zündkerzen sind auch noch in jedem Autoteilegeschäft zu haben.
Auf jeden Fall entfielt sich die Anschaffung eines original Ford Ersatzteilkataloges
er glänzt mit Explosionszeichnungen und ermöglicht es auch wirklich die
passenden Teile zu bekommen. Ihn gibt es als Ein- (ohne Motor) und
Zweiteiler.
Der Kauf
Inzwischen ist das Angebot an P4 nicht mehr sehr groß,
die Preise aber noch relativ niedrig. Man ist sicher nicht gezwungen, das
erstbeste Fahrzeug zu kaufen, sollte lieber das Fahrzeug sorgfältig
auswählen und dabei besonders auf den Karosseriezustand achten. Die
Mechanik überlebt die Karosserie meist um Jahre.
Das bessere Fahrzeug ist auch hier die bessere Wahl.
Vollrestaurationen sind wirtschaftlich nur bei den seltenen
Karosserievarianten vertretbar.
Am ehesten werden zweitürige Limousinen angeboten meist
mit 1,2l und 40PS, Coupés und Viertürer sind schon eher seltener. Zu den
Raritäten gehören inzwischen die Kombis und die von Deutsch und Welsch aus
Limousinen umgebauten Cabriolets sowieso. Der Kastenwagen scheint völlig
ausgestorben zu sein. Auch einen Leichenwagen gab es. Wer dann noch ein
Schiebedach zu seinen Ausstattungsdetails zählen kann, wird mit Sicherheit
ein glücklicher P4-Pilot
Aus Markt 3/87, ergänzt und überarbeitet 9/01.
Zulassungen zum 1.Juli 1999:
Anzahl
|
Version
|
Motor
|
573
|
Limousine
|
40 PS
|
177
|
Limousine
|
50 PS
|
64
|
Coupé
|
65 PS
|
41
|
TS-Limousine
|
55 PS
|
38
|
TS-Limousine
|
65 PS
|
32
|
Coupé
|
55 PS
|
27
|
Kombi
|
40 PS
|
19
|
Kombi
|
50 PS
|
7
|
Coupé
|
50 PS
|
|
|
|
978
|
Gesamt
|
|
|